Dezimierte White Wolves Passau reißen Dachau Spurs auswärts 97:89 nach Overtime
Der Besuch beim Tabellenzweiten Dachau Spurs beendete die erste Saisonhälfte des TV Passau in der 2. Basketball Regionalliga Süd, und zwar mit einem völlig überraschenden, hochdramatischen 97:89 – Sieg nach Verlängerung. Nicht überraschend, weil man es den Wolves nicht zugetraut hätte, aber überraschend in dieser Höhe, in einer kleinen Besetzung (acht Spieler inklusive Trainer Jan Köplin) und gerade in der Halle des Tabellenzweiten, der jetzt die 3. Niederlage angehängt bekam. 97 Punkte zeugen von Offensivstärke und diese Anzahl von Zählern wurde ja nicht gegen irgendwen erzielt. Drei Viertel lag man teils sehr knapp hinten, am Ende der regulären Spielzeit ein 85:85, aber dann zeigten die Niederbayern ihre Krallen und holten die Punkte an die Donau. Erfahrung und Nervenstärke waren wieder einmal final gefragt und diese Eigenschaften konnten die eingespielten White Wolves diesmal abrufen. Sternstunde im Passauer Basketball, das Weihnachtsgeschenk haben sich die Spieler und ihr Trainer selber unter den Christbaum gelegt.
Vor Abfahrt wurde klar, dass kurzfristig mit Benjamin Mayer, Jan – Erik Taubmann, Brian Morris und Julian Großmann gleich vier Stammkräfte fehlen würden. Auch Jugendspieler Korbinian Freund, der in der zweiten Mannschaft eingesetzt wurde, stand nicht zur Verfügung. Dennoch wollte man nicht umsonst die Reise nach Dachau antreten. Unterstützt von Trainer Jan Köplin, der bei der letzten Auswärtsfahrt vor Weihnachten auch aktiv ins Spielgeschehen eingriff, stellte man eine schlagkräftige Acht-Mann-Truppe.
Zur Überraschung der Hausherren starteten die Wölfe auch gut in die Partie und konnten sich mit 8:4 absetzen. Dann aber kamen die „Spurs“ besser ins Spiel und setzten zu einem Lauf an, der auch von einer Auszeit nicht unterbrochen werden konnte. Beim Stand von 10:21 aus Passauer Sicht nahm sich dann aber Lorenz Dupper ein Herz und markierte wichtige sechs Zähler in Folge, durch die man im Spiel blieb. Mit einem 17:25 – Rückstand ging es in die erste Viertelpause.
Im zweiten Abschnitt konnten die Zuschauer ein wahres Offensivfeuerwerk beider Mannschaften erleben. Das Spiel war nun geprägt von Fastbreaks und Dreiern, von denen die Wölfe in dieser Phase gleich fünf erzielten. Zwar musste man in der Defensive auch einige Punkte hinnehmen, doch konnte man das Viertel für sich entscheiden und trat den Gang in die Kabine mit einem knappen 47:49 – Rückstand an (2. Viertel 30:24 für die Wolves).
Hatten die Oberbayern die Situation unterschätzt? Nun hatte Passau Blut geleckt und war sich einig, dass man auch mit der kleinen Rotation bestehen könne. Nach einem holprigen Start in die zweite Hälfte war ein Gentner-Dreier die Initialzündung für einen 9:2 – Zwischenrun der Niederbayern. Am Ende des Viertels blieb man dann dank einer starken Freiwurfquote an den Helmstädtern dran und mit dem Rückstand von 62:67 ging es in den letzten Abschnitt (3. Viertel 15:18).
Hier zeigten die Wölfe dann starken Kampfgeist. Angeführt von Henry Stamer, der im vierten Viertel gleich 11 Punkte erzielen konnte, setzte man immer wieder kleine Nadelstiche. Auch der zwischenzeitliche 76:82 Rückstand brach den Passauer Willen nicht. Ein Dreier von Maxi Gentner brachte die Wölfe wieder auf Schlagdistanz. In der „Stop-The-Clock Phase“ wackelte dann das Dachauer Händchen und selbst ein unsportliches Foul half den Hausherren nicht. Somit konnten die Wölfe ihren letzten Angriff beim Rückstand von 82:85 angehen. Während die „Spurs“ den Wolves – Flügel Tobias Hoffmann in Doppeldeckung nahmen, kam „Nordlicht“ Henry Stamer frei zum Dreier und verwandelte nervenstark. 85:85. Overtime (4. Viertel 23:18 für die Dreiflüssestädter).
Nun konnte niemand mehr die Wölfe stoppen, die jetzt endgültig das sogenannte Momentum auf ihrer Seite wussten. Punkt um Punkt setzten sie sich dank starker Defensive (der Dachauer Topspieler Cornelius Glück konnte auf 9 Punkten gehalten werden) und überlegten Angriffsaktionen ab, bis dann Lukas Bierling mit einem Dreier den sprichwörtlichen Deckel, in Form einer 94:87 – Führung drauf machte. Nach weiter starker Verteidigung konnte Center Alexander Herbort zum Finale mit einem krachenden Dunking den Schlusspunkt setzen. Mit diesem grandiosen 97:89 – Sieg verabschieden sich die Passauer aus dem Basketballjahr 2019.
6:5 Siege, so lautet die Bilanz der White Wolves zur Saisonmitte in der vierten Spielzeit nach dem Wiederaufstieg. Positiv und überaus im Soll. Die hauchdünne Heimniederlage gegen Augsburg, sowie die sehr knappen Auswärtsschlappen in Weilheim und gegen München Basket schmerzen natürlich. Sie zeigen aber, dass die Köplin – Mannschaft durchaus sehr konkurrenzfähig in dieser Liga ist, es wäre mit Glück und mehr finalem Durchsetzungsvermögen noch mehr möglich gewesen. Nach dem Erfolg stehen die White Wolves nunmehr auf Rang 3 der Tabelle. Ein gutes Gefühl, denn im ersten Tabellenviertel hat man noch nie Weihnachten gefeiert. Wenn München Basket in Leitershofen nächstes Wochenende in einem Nachholspiel gewänne, dann wäre man auf dem 4. Platz. Aber wie schon an anderer Stelle bemerkt, trennen die Teams in der ausgeglichenen Liga nur wenige Punkte. Von Rang 3 bis Platz 9 sind es nur deren zwei. Jetzt gilt es, in der Pause auszuruhen, neue Kräfte zu sammeln, bevor am 12.1.20 der Ligaprimus TSV Unterhaching, der seine Tabellenführung durch die Passauer Schützenhilfe festigen konnte, in der städtischen Mehrfachhalle vorstellig wird.
Trainer Jan Köplin: „Ein fantastischer Sieg, der uns gegen eines der Top-Teams dieser Liga gelungen ist. Zu Beginn des Spiels hatte ich den Eindruck, dass beide Seiten sehr nicht so intensiv spielten. Das steigerte sich erst in der zweiten Hälfte, als klar wurde, dass wir nicht abzuschütteln waren. Die Crunchtime erwies sich dann als echte Nervenschlacht, aber wir sind trotz der Rückschläge wie „And-One-Calls“ und unsportlichen Fouls ruhig geblieben und hatten dann am Ende das „Glück des Tüchtigen“. Die Overtime haben wir dann allerdings dominiert und in meinen Augen verdient gewonnen. Insbesondere freut es mich gerade für die Spieler, die in letzter Zeit weniger Einsatzzeit hatten oder mit ihrer Leistung unzufrieden waren. Lorenz Dupper war heute sehr wichtig für uns, genauso wie Lukas Bierling. Die Show hat den beiden lediglich Henry Stamer gestohlen.“
Spieler Passau:
Henry Stamer 19, Maximilian Gentner 18, Alexander Herbort 18, Lukas Bierling 15, Lorenz Dupper 12, Lion Gorgas 8, Tobias Hoffmann 4, Jan Köplin 3.